Die Salonkultur

Soziale Netzwerke sind keine Erfindung der Gegenwart. Auch in früheren Jahrhunderten fanden sich immer schon Gleichgesinnte zusammen, gründeten Clubs, knüpften Netzwerke. Heute trifft man sich bei Facebook, Twitter, Instagram – damals traf man sich im Salon.

Konversation im „bureau d’esprit“

Ursprünglich bezeichnet der Begriff Salon, der im 16. Jahrhundert im Französischen entstand, ein großes Zimmer, besser: einen Saal in einem großen Haus. Den „Salon“ als ungezwungenes Zusammentreffen von Menschen, die sich regelmäßig bei einer Gastgeberin einfanden, um für ein paar Stunden Konversation bei Tee, Punsch oder Champagner zu betreiben, gab es schon lange, bevor man ihn so nannte. Im 16. Jahrhunderte blüht er in Italien als „Res publica Literaria“ auf,  als „Gelehrtenrepublik“, ab dem  17. Jahrhundert in Frankreich als „Republiqué des Lettres“. Die Marquise du Deffand lädt Voltaire und andere geistreiche Persönlichkeiten im 18. Jahrhundert in ihr Pariser „bureau d’esprit“. In Berlin fällt die aus Frankreich adaptierte Idee der Salonkultur ab dem Ende des 18. Jahrhunderts auf fruchtbaren Boden: In Preußens Hauptstadt wimmelt es nicht nur von Studenten, Künstlerinnen, Diplomaten, Schauspielerinnen und gelangweilten Adelsprössen,  sondern auch von aus Frankreich vertriebenen Hugenotten. Und alle sind sie  ausgehungert nach intellektuellem Austausch.

Frei-Raum ohne Standesgrenzen

Nur zu gerne folgen sie den Einladungen der jüdischen Berlinerinnen wie der Schriftstellerin Henriette Herz, die mit ihrem Ehemann eine Art Doppelsalon betreibt – der Arzt Marcus Herz führt bei seiner parallel stattfindenden Mittwochsgesellschaft gerne physikalische Experimente vor – oder wie Rahel Levin, zu  deren „Nachttee“ in ihrer Wohnung am Gendarmenmarkt sich jene bunt gemischte Gesellschaft versammelt, deren „Habitués“ heute als „Who is Who“ der Wende zum 19. Jahrhundert gelten. Damals waren viele ihrer heute berühmten Gäste noch unbekannt.

Für die Zusammenkünfte bei Rahel Levin galt ganz besonders, was auch in manch anderen Salon versucht wurde: gesellschaftliche Grenzen zu nivellieren. Adel trank hier Tee mit dem Bürgertum,  Judentum traf Christentum, Politiker disputierten mit Gelehrten, Frauen mit Männern.

Worüber sie sich unterhielten, spiegelt – wenig überraschend – die Zeit: In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die Entdeckung der „Neuen Welt“ und alles, was damit zusammenhängt, Gesprächsthema Nummer eins. In den französischen Salons des 18. Jahrhunderts redet man sich die Köpfe heiß über spektakuläre Erkenntnisse der Naturwissenschaft und über die Ideen der Aufklärung. Und in den deutschen Salons der Romantik dreht sich die Konversation um Musik, Literatur, Kunst, Wissenschaft – und auch um Politik, spätestens, als Napoleon Europa überrennt und das große Vorbild Frankreich plötzlich zum Feindbild wird.

Gastgeberinnen

Fast alle berühmten Salons wurden von Frauen initiiert:  In Paris laden Suzanne Necker und später deren Tochter Germaine de Staël, Julie Récamier und viele andere ein, in Berlin die schon erwähnten Rahel Levin und Henriette Herz, aber auch Bettina von Arnim, Dorothea Schlegel und viele weitere. In Bonn gründet die Archäologin Sibylle Mertens-Schaffhausen einen Salon, in München Elsa Bernstein, in Wien Pauline Metternich, in Münster Elise Rüdiger und Amalie von Gallitzin, in Weimar  Johanna Schopenhauer …

Lust auf Salonzeit? Steigen Sie in die Zeitmaschine und chatten Sie mit einer historischen Persönlichkeit

Salonzeit holt ein kleines Stück Salonkultur des 19. Jahrhunderts in die Gegenwart. Treten Sie ein, werden Sie mein Habitué – und unterhalten Sie sich mit der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff! Die Schriftstellerin aus dem Münsterland spricht gerne mit Ihnen über sich und ihre Familie, über die bewegte Epoche, in der sie lebte, über ihre Gedichte und Novellen, über das Geheimnis ihrer Kreativität, die Angst vor Ruhm oder Scheitern. Und wenn Sie die richtigen Fragen stellen, plaudert sie vielleicht sogar aus Ihrem Liebesleben  …

Mehr über meinen Salongast erfahren Sie hier.